Alternative Heilmethoden Teil 1 – Zwischen Chiropraktik, Physiotherapie und Co.

Alternative Medizin wird meist als 'Humbug' belächelt und abgetan. Gezielt und professionell eingesetzt kann es aber sehr gut ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt werden, um die bestmöglichen Genesungserfolge zu erzielen.

I. Gute Prophylaxe schützt das Pferd

Ansatzpunkt des natürlichen Heilens bildet die korrekte Prophylaxe, die bereits bei der Haltung, Fütterung und der ‚Nutzung‘ des Pferdes ansetzt. So können Folgen von Verspannungen und ausgerenkten Gelenken zum Beispiel durch regelmäßige Besuche beim Osteopathen vermieden oder wenigstens gemindert werden. Auch Bachblüten (Alle wichtigen Bachblüten haben wir auch bereits separat in einem Artikel aufgelistet) und Schüßler-Salze eignen sich hervorragend als prophylaktische Maßnahmen – sei es beim Wechsel vom Stall auf die Weide oder auch in besonderen Stresssituationen, wie auf dem Turnier. Auch Massagen, Magnetfelddecken oder entspannte Minuten unter dem Solarium steigern das Wohlbefinden und die Regeneration der Muskeln, Sehnen und Gelenke nach dem Training. Einen weiteren Baustein nimmt natürlich auch die korrekte Fütterung des Pferdes ein, die genau auf dessen Bedürfnisse abgestimmt sein sollte, aber auch bei Problemen oder Störungen des Verdauungstraktes können einige natürliche Mittel das Pferd von innen heraus stärken.

 

II. Schwierigkeiten in der alternativen Medizin

Die größte Problematik liegt wohl in der Auswahl der korrekten Behandlung und der korrekten Anwendung. Viel zu häufig werden im Internet Scheindiagnosen gestellt und vermeintlich richtige Mittel bestellt, die dem Pferd ohne das nötige Wissen verabreicht werden. Dass solche Situationen nicht gerade zum guten Ruf der alternativen Heilmethoden beitragen, steht wohl außer Frage. Je nach Patient und Problem muss die Therapie individuell eingestellt werden – es gibt also nicht die optimale Lösung für das gleiche Problem. Zwar sind in der Behandlung einige Tendenzen sichtbar (z.B. Verspannungen – Akupunktur, Nervosität – Bachblüten), diese sind aber kein Maßstab und sollten niemals Anlass für eine Selbstbehandlung sein. Gänzlich auf die Schulmedizin zu verzichten ist natürlich nicht möglich – viele Krankheiten und Probleme brauchen tierärztliche Behandlung, um eine gute Genesung herbeizuführen. Alternative Heilmethoden können aber durchaus eine sinnvolle Ergänzung darstellen, die maßgeblich zum Wohlbefinden des Pferdes beitragen können.

III. Chiropraktiker, Tierheilpraktiker, Osteopath und Co. – Wer für welches Problem?

Durch die steigende Nachfrage nach alternativen Heilungsmethoden, steigt auch das Angebot. Pauschalisieren lassen sich die einzelnen Begriffs- und Berufsbezeichnungen jedoch nicht voneinander, da es teilweise noch keine einheitlichen Ausbildungen dazu gibt. Prinzipiell sollte jedoch für alle Bereiche eine breitgefächerte Kenntnis zur Tiermedizin vorliegen. Besonders die Grundkenntnisse zur Anatomie und Physiologie bilden wichtige Bausteine der Ausbildung.

- Der Tierphysiotherapeut

Bei der Tierphysiotherapie handelt es sich um eine Ausbildung, die meist 24 Monate dauert und sowohl theoretischen Hintergrund, als auch praktische Fähigkeiten vermittelt, damit der Auszubildende nach erfolgreichem Abschluss erfolgreich eine Praxis führen kann. Der Tierphysiotherapeut vereint die Kenntnis über Anatomie, Physiologie, Krankheitslehre und erfordert dazu noch viel handwerkliches Können. Die Physiotherapie ist eine Therapiemethode, bei der die Funktion des Körpers im Bereich des Skelett- und Neuromuskulären Systems ohne Gabe von Medikamenten durch äußerliche Einwirkung verbessert werden soll, zum Beispiel durch Massagen, manuelle Therapie, Ultraschall etc.

- Der Tierheilpraktiker

Die Tierheilkunde verbindet tiermedizinisches Grundwissen mit der Naturmedizin. Der Ansatz der Tierheilkunde findet sich meist in der Haltung, der Fütterung und dem Umgang mit den Pferden. Der Tierheilpraktiker orientiert sich an ganzheitlichen Therapiekonzepten, die sämtliche Umweltfaktoren mit einbeziehen und dabei den Fokus vor allem auf die prophylaktische Arbeit legen.

- Der Tierosteopath

Die Arbeit der Osteopathen befasst sich in erster Linie mit dem Erkennen und Behandeln von Funktionsstörungen des Bewegungsapparats.

- Der Chiropraktiker

Der Begriff der ‚Chiropraktik‘ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel, wie ‚mit der Hand praktizieren‘. Die Arbeit richtet sich vor allem auf den Bewegungsapparat der Tiere aus und kombiniert Behandlungen der Muskeln, Gelenke, Sehnen, Bänder, der vaskulären Versorgung und auch der Organe. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Skelettsystem der Tiere, wodurch der Chiropraktiker mit gezielten Behandlungen und der Reposition (Einrenken) Beeinträchtigungen im Bewegungsablauf oder Verspannungen der Muskeln und Gelenke behoben werden können, um somit das Wohlbefinden zu steigern und die Genesung zu fördern. Durch falsches Training, zu wenig Bewegung oder auch Unfälle können sich im Skelettsystem des Pferdes Blockaden bilden, die gravierende Störungen (auch des Nervensystems) zur Folge haben können. Daraus ergibt sich auch die prophylaktische Arbeit eines Chiropraktikers, um das Pferd möglichst lange gesund zu halten.

Die Ausbildung zum Tier-Ostepathen und zum Tier-Chiropraktiker benötigen die gleichen Grundlagen, die der Lernende innerhalb der Ausbildung zum Tier-Physiotherapeuten vermittelt bekommt. Der Lernende kann sich innerhalb der Ausbildung auf verschiedene Bereiche spezialisieren. 

 Schwierigkeiten: Einige methodische, naturmedizinische Fachrichtungen können binnen weniger Wochen erworben werden. Außerdem wird nicht in jedem Therapiekonzept das Pferd ganzheitlich betrachtet. Weiter ist die Erkenntnis wichtig, dass die Naturmedizin lediglich als Ergänzung und Unterstützung zur Schulmedizin eingesetzt werden sollte – sie kann sie jedoch nicht gänzlich ersetzen. ‚Schwarze Schafe‘ gibt es in jeder Branche – das A&O ist die gründliche Recherche sowie Meinungen und Empfehlungen Dritter. Meist arbeiten auch studierte Veterinärmediziner mit Physiotherapeut, Osteopath und Co. zusammen – euer Tierarzt des Vertrauens kann euch sicherlich eine Empfehlung aussprechen. 

IV. Alternative Therapiemöglichkeiten

Die alternativen Therapiemöglichkeiten reichen von Bachblüten zu Schüßler-Salzen über Akupunktur und Akupressur bis hin zu Blutegel- und Magnetresonanztherapie, Kinesiotaping und noch vielen weiteren. Einen Überblick über die gängigen Methoden, was sie bewirken und wie sie angewendet werden, geben wir euch in dem zweiten Teil unserer „Alternative Heilmethoden“ Serie.