Der erste Turnierstart

Welche Vorbereitungen sind zu beachten und welche ist die richtige Prüfung für mich? Wir geben euch ein paar Tipps für den ersten Turnierstart – damit alles reibungslos abläuft.

I. LPO, WBO, E, A, L – was ist das eigentlich?

 

Kaum hat sich das alte Jahr mit Raketen und Böllerschüssen verabschiedet, ist es bis zur kommenden Turniersaison nicht mehr lange hin. Bereits im März beginnt die Zeit der Hallenturnieren bis im April oder Mai endlich offiziell die ‚grüne Saison‘ eingeläutet wird. Für alte Hasen im Turniersport stellt das natürlich keine allzu große Herausforderung dar: die Pferde müssen über das Onlineportal der Fn „NeOn“ fortgeschrieben und eine neue Jahresturnierlizenz beantragt werden. Was aber ist, wenn man erstmalig Turnierluft schnuppern möchte?

Auf den ersten Blick kann das Turnierlatein ganz schön abschreckend wirken, wenn man sich die Abkürzungen aber genauer anschaut, erklärt sich vieles von selbst. Grundsätzlich wird im Turniersport zwischen zwei Sparten unterschieden: Zum einen die WBO, darunter zählen sämtliche Wettbewerbe gemäß der Wettbewerbsordnung (WBO) und die LPO, unter dieser Abkürzung werden die Leistungsprüfungen zusammen gefasst. Wer mit dem Reiten auf Turnieren beginnen möchte, sollte sich zunächst in Wettbewerben mit anderen Reitern messen. Im WBO Bereich lassen sich neben den klassischen Prüfungen auch Reiterspiele oder Geschicklichkeitstests mit dem Pferd finden. Die ersten Wettbewerbe sind im Grunde die der Führzügelklasse, dem Reiter- oder Springreiter-Wettbewerb. Ihr solltet euch also vorab schon überlegen, ob ihr lieber im Springen oder in der Dressur startet wollt. Da die meisten Einsteiger-Wettbewerbe altersbeschränkt sind, bieten sich für ältere Turniereinsteiger auch Prüfungen ab der Klasse E an, die teilweise auch als Wettbewerb ausgeschrieben werden. In Wettbewerben zu beginnen, bietet einen großen Vorteil: Euer Pferd oder Pony muss nicht als Turnierpferd eingetragen sein und auch ihr benötigt keine Turnierlizenz. So könnt ihr euch in Ruhe überlegen, ob euch der Turniersport auch weiterhin interessiert.

 

 

 

 

Es wird grundsätzlich in verschiedene Altersklassen unterteilt:

Junioren: Ihr dürft höchstens 18 Jahre alt sein.

Junge Reiter: Ihr dürft höchstens 21 Jahre alt sein.

Reiter: Alle Reiterinnen und Reiter ab 22 Jahren.

 

II. Wie finde ich die passende Prüfung?

Bei dieser Frage ist es besonders wichtig, dass ihr mit eurem Reitlehrer Rücksprache haltet. Dieser kann am besten beurteilen, wie weit ihr seid und was ihr euch zu muten könnt. Die jeweiligen Informationen zu den Turnieren und den einzelnen Prüfungen findet ihr in der Regel in der Zeitschrift eures Verbandes (Turnierausschreibung). Für den Pferdesportverband Westfalen ist die Verbandzeitschrift zum Beispiel „Pferde&Reiter in Westfalen“.

Wenn ihr bereits über genügend reiterliche Erfahrung verfügt und direkt in einer Prüfung der LPO starten möchtet, gibt es auch hier einige Besonderheiten, die ihr beachten müsst:

Zunächst müsst ihr Mitglied in einem Reitverein sein. Obligatorisch wählt ihr den Verein, in dem ihr bereits reitet oder euer Pferd eingestellt habt. Dieser Nachweis wird anschließend mit eurer Urkunde über das erfolgreich abgelegte Reitabzeichen (siehe unten) und dem Formular zur „Beantragung einer Jahresturnierlizenz“ an die FN geschickt. Die Dokumente könnt ihr ganz einfach auf der Homepage der FN downloaden. Nun müsst ihr euer Pferd auch noch als Turnierpferd eintragen. Hierfür muss der Antrag und der Pferdepass zur FN geschickt werden. In diesem wird die Eintragung als Turnierpferd vermerkt. Wenn ihr Ponyreiter seid, solltet ihr euer Pony auch als selbiges eintragen lassen. Hierfür benötigten ihr noch von einer Befugten Person einen Nachweis über die Größe eures Ponys. Das bietet vor allem im Springen den Vorteil, dass die Abstände zwischen den Sprüngen angepasst werden, dies nennt sich „Ponyausgleich“. Informationen über den Messbeauftragten in eurer Nähe, könnt ihr bei der FN oder bei eurem Verband erfragen.

Um nun eine Prüfung der LPO zu nennen, müsst ihr euch mit euren Login Daten auf der Seite von FN NeOn (www.nennung-online.de) anmelden. Hier findet ihr  sämtliche Turniere und Prüfungen, die ihr nennen könnt. Achtet darauf, dass ihr die Prüfung auch reiten dürft. Vorab also nach Altersklasse, Verband, Pferdealter und Leistungsklasse überprüfen. Um an Wettbewerben teilzunehmen, benötigt ihr weder eine Turnierlizenz, noch muss euer Pferd eingetragen sein. Die Nennungen für Wettbewerbe findet ihr ganz einfach im Internet. Diese druckt ihr aus und schickt sie ausgefüllt an den Turnierverwalter, der in der Ausschreibung angegeben ist.

III. Was hat es mit den Reitabzeichen auf sich?

Die meisten Prüfungen nach der LPO sind in verschiedene Leistungsklassen unterteilt. Die Leistungsklasse ist entscheidend dafür, ob ihr in einer Prüfung startberechtigt seid oder nicht. Das Verfahren der Leistungsklassen ist eng verknüpft mit den Reitabzeichen:

Die Reitabzeichen gliedern sich in verschiedene Ränge, wobei fast jede reiterliche Disziplin eigene Abzeichen vergibt. So gibt es neben den ‚normalen‘ Reitabzeichen auch das Longierabzeichen, das Fahrabzeichen oder das Westernreitabzeichen.

Reitabzeichen Dressur und Springen 

 

 

 

 

Ablegen einer theoretischen Prüfung für sämtliche Abzeichen (mündl. oder schriftl.)

 

 

RA 1 - Dressurreiterprüfung Kl. M Kandare und Stilspringprüfung Kl. M

RA 2 - Dressurreiterprüfung Kl. L Kandare und Stilspringprüfung Kl. L 

RA 3 - Dressurreiterprüfung Kl. L und Stilspringprüfung Kl. A** 

RA 4 - Dressurreiterprüfung Kl. A und Stilspringprüfung Kl. A 

RA 5 - Dressurreiterprüfung Kl. E und Stilspringprüfung Kl. E 

Basispass Pferdekunde oder RA 7 und RA 6

RA 6 – Dressurreiteraufgabe in Anlehnung an Kl. E und Springreiterwettbewerb

RA 7 – Dressuraufgabe nach Anweisung und reiten im leichten Sitz

RA 8 – Abteilungsreiten nach Anweisung

RA 9 – Schritt, Trab, Galopp

RA 10 – Schritt, Trab

Ab dem Reitabzeichen 5 können die Prüfungen auch disziplinspezifisch abgelegt werden. Dementsprechend würde für das RA 5 anstelle einer Dressurreiterprüfung Kl. E und einem Stilspringen Kl. E nur eine Dressurreiterprüfung Kl. A absolviert werden. Zusätzlich zu den praktischen Prüfungen erfolgt immer auch eine theoretische Prüfung, gemessen an den geforderten Lehrinhalten. Das RA 4 und RA 5 müssen zwingend abgelegt werden, um in der Leistungsklasse aufzusteigen. Alle weiteren Leistungsklassen werden nur noch über bestimmte Erfolge gemessen. So bekommt ihr durch das Ablegen des RA 4 nicht automatisch die LK 5, sondern müsst in einer Spring- oder Dressurprüfung mindestens eine 6.0 erhalten haben, um die Höherstufung in die nächste Leistungsklasse beantragen zu können. Den idealen Einstieg liefert der Basispass Pferdekunde, auf dem die übrigen Reitabzeichen aufbauen. Die Reitabzeichen 10 – 6 werden auch als Motivationsabzeichen bezeichnet, um den Kindern zunächst den fairen und pferdefreundlichen Umgang mit den Tieren näher zu bringen. Hier steht der Spaß an erster Stelle.

Die Abzeichen könnt ihr auf Lehrgängen ablegen. So bietet beinahe jedes Landgestüt und auch jeder größere Reiterhof die Möglichkeit dazu. Während des Lehrgangs bekommt ihr intensiven Dressur-, Spring- und Theorieunterricht, damit ihr optimal auf die Prüfung vorbereitet seid. Welches Equipment ihr für euer erstes Turnier und auch die Prüfung benötigt, könnt ihr in unseren Blogbeitrag „Die Turniervorbereitung“ nachlesen.

 

Dieses Buch bietet euch die optimale Vorbereitung auf die Prüfung.