Fellwechsel - Hochleistung für das Pferd

Zweimal im Jahr wechseln Pferde ihr Haarkleid vollständig. Was für uns ein schier endloses Ritual aus Bürsten und Einsammeln des losen Fells ist, ist für unsere Pferde weitaus energieraubender als gedacht. Durch entsprechendes Zusatzfutter und Fellwechselhelfer können wir unsere Pferde aber gut unterstützen.

Licht vor Temperatur

Auch Pferde wechseln ihr Fell zweimal jährlich von Sommer- zu Winterfell und zurück. Dabei scheint ihr Rhythmus sich dennoch weitgehend von anderen Tieren zu unterscheiden, der Fellwechsel beginnt bereits im Januar bzw. im Juli. Für Pferde ist nämlich nicht die Temperatur ausschlaggebend für den Wechsel des Haarkleids, sondern die Tageslichtlänge. Demzufolge ist der Fellwechsel zum kürzesten Tag des Jahres im Dezember bereits abgeschlossen. Die Veränderung der Tageslichtdauer wird in der Zirbeldrüse registriert, eine Hormondrüse, die am Gehirn angegliedert und unter anderem für die Produktion von Melatonin, den Schlaf-Wach-Rhythmus sowie die Fortpflanzung und den Fellwechsel zuständig ist. Temperaturen spielen dabei nur sekundär eine Rolle, nehmen aber dennoch Einfluss auf den Ablauf des Fellwechsels: Extreme Temperaturabsenkung oder -steigung beschleunigt oder verlangsamt den Fellwechsel und nimmt Einfluss auf die Fellstruktur, die einerseits abhängig ist von Rasse, Alter und Gesundheitszustand, andererseits aber auch von der Haltung. Das Haarkleid von Pferden in Offenstallhaltung unterscheidet sich zum Beispiel in Dichte und Länge vom Haarkleid von Pferden in Boxenhaltung. Diese Anpassung verdanken die Tiere den ausgeklügelten Mechanismen der Thermoregulation, dadurch sind sie besonders gut an die verschiedensten klimatischen Wetterbedingungen angepasst.

 

Regulationsmechanismen als Wunderwerk der Natur

Zu den Thermoregulationsmechanismen zählen in erster Linie die strukturellen Komponenten bestehend aus Hautdicke, Haarkleid und den Schweißdrüsen. Dabei passt sich das Haarkleid den Umgebungszuständen sowie dem Lebensraum an. Auch ist es bei Fohlen, alten und adulten Tieren und bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen (Cushing) jeweils unterschiedlich ausgebildet. Durch das Aufstellen der Haare wird bei niedrigen Temperaturen die Isolationsfunktion durch die zusätzliche Luftschicht verstärkt und die Anordnung der Haare wirkt zusammen mit den Talgdrüsen der Haut wasserableitend. Eine besondere Funktion übernimmt auch die Haut(dicke). So lässt sich beobachten, dass Pferde im Jahreszyklus zum Winter hin mehr fressen, um die Hautdicke bzw. die Fettschicht zu vergrößern. Neben der Witterung gibt es auch noch andere Faktoren, die die Funktion der natürlichen Thermoregulation herabsenken oder gar einschränken. Stoffwechselprozesse erzeugen auf natürliche Weise sehr viel Wärme und tragen so als Komponente der Regulationsmechanismen einen entscheidenden Anteil bei.

Fellwechsel als Hochleistungssport

Der Energiebedarf während des Fellwechsels ist enorm, wird jedoch häufig unterschätzt. Der Wechsel zum Sommerfell erfolgt deutlich rascher und lässt durch die abgeworfene Fellmenge nur erahnen, welche zusätzliche Kraft der Stoffwechsel aufwenden muss. Bei alten Pferden sind aber gerade diese Prozesse stark verlangsamt, wodurch die Pferde mehr Energie aufwenden müssen, um die Körperkerntemperatur stabil zu halten. Auch chronisch oder schwer kranke Pferde können der jahreszeitlichen Anpassung nicht immer nachkommen. So kann mit partiellem Scheren nachgeholfen werden, wenn das Fell im Frühjahr nicht ausfällt und das Pferd übermäßig schwitzt. Immunsystem und Stoffwechsel sind enorm gefordert. Aber auch die Strapazen für gesunde und vitale Pferde sollten nicht unterschätzt werden. Der Energiebedarf steigt in dieser Zeit grundsätzlich und kann sich durch Leistungsabfall, Abgeschlagenheit oder mangelnde Motivation äußern. Es gilt, die Futterration entsprechend anzupassen und das Pferd mit Zusatzfutter zu unterstützen. Ein erhöhter Bedarf zeigt sich vor allem bei den Mineralstoffen Biotin und Zink. Auch das Zufüttern von Bierhefe und qualitativen Ölen mit hohem Omega-3-Fettsäuren-Anteil unterstützen die Pferde im Fellwechsel. Vor allem Öle liefern in dieser Zeit schnell verfügbare Engergie, ohne den Stoffwechsel unnötig zu belasten. Zink ist entscheidend für die Bildung von Keratin, dem Hauptbestandteil der Haare. Entscheidend ist, dass jedes Pferd anders auf den Fellwechsel reagiert und immer nach dem tatsächlichen Bedarf gehandelt werden sollte. Ein Blutbild gibt schnell und einfach Aufschluss über etwaige Mängel, wodurch das Pferd gezielt unterstützt werden kann.

  

Fellwechsel im Kurzcheck

  • Futterration vor allem bei älteren Pferden anpassen
  • Ergänzung mit Mineralstoffen wie Bierhefe, Zink und Biotin
  • intensives Putzen
  • keine Höchstbelastung fordern
  • Stärkung des Immunsystems durch Saftfutter, Bewegung, Luft und Licht
  • keine unnötigen Zusatzbelastungen wie Impfungen o.ä.